Kinderträume
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Tomi, ein kleiner Junge von fünf Jahren, ist ein zufriedenes und immer freundliches Kind. Er hat ein grosses Zimmer, viele Spielsachen und eine liebe Familie, es geht ihm gut. Trotzdem fühlt er sich oft allein. Denn Tomi hat nämlich keine Geschwister. Ein grosses Hobby von Tomi sind die Strassenkreiden. Alle möglichen Farben braucht er für seine Kunstwerke. Gelbe Sonnen, rote Blumen, grüne Bäume, Häuser mit roten Dachgiebeln und auch Tiere. Was ihm aber ganz und gar nicht gefällt, ist, dass der Regen seine schönen Bilder immer wieder kaputt macht. Häufig verbringt er seine Zeit jedoch, indem er den anderen Kindern aus seiner Strasse beim Spielen zusieht. Er sitzt dann im Garten oder schaut hinter dem Vorhang seines Kinderzimmers hervor. 
Sein allergrösster Wunsch besteht darin, einmal mit den Andern Fussball zu spielen. Doch es fällt ihm schwer, die Kinder zu fragen. Tomi hatte vor drei Jahren einen Unfall und brach sich das Bein. Der Bruch war sehr kompliziert, er wurde mehrere Male operiert. Sein Bein macht ihm das Gehen immer noch schwer. Er kann nicht laufen wie die Andern. Deshalb hat er Hemmungen. Vielleicht ist es auch Angst, dass ihn die Kinder auslachen könnten. So beschäftigt er sich immer alleine. 
Die Eltern machen sich grosse Sorgen um den kleinen Tomi. Auch sie sind traurig, wenn sie sehen, dass ihr Sohn nicht glücklich ist: «Vielleicht sollten wir mehr mit ihm unternehmen. Einen Vergnügungspark, Ferien am Meer, .» 
Heute ist Samstag und wie immer an diesem Wochentag geht die Familie einkaufen. Als sie mit dem Auto an den fussballspielenden Kindern vorbei fahren, murmelt Tomi: «Dieser Ball gefällt mir. Was für ein schöner Ball.» 
Der Mutter und dem Vater fällt genau in dem Augenblick Tomis Geburtstag ein, der bereits in einer Woche ist. 
Es ist soweit. Heute wird Tomi sechs Jahre alt. Ein wunderschön geschmücktes Wohnzimmer und seine ganze Famile, mitsamt Grosseltern, warten bereits auf das Geburtstagskind. Mit einem lauten «Happy Birthday to you» begrüssen sie ihn. Er blickt erwartungsvoll, mit leutenden Augen und einem strahlenden Lächeln auf den bunten Geschenketisch. Wunderschön verpackte Geschenke, mindestens ein Dutzend. Ein Geschenk sticht Tomi ganz besonders ins Auge. Es ist anders verpackt als die Andern. Es ist rund, hat eine wundervolle rote Schleife und ist etwas ungeschickt verpackt. «Darf ich?», fragt er ganz aufgeregt. «Aber natürlich, mein Kleiner», sagt der stolze Vater. «Aber Vorsicht! Nicht das Geschenkpapier zerreissen!», mischt sich die Grossmutter ein. Doch zu spät. Tomi stürzt sich förmlich auf das Paket und innert weniger Sekunden erscheint aus dem Papier ein knallroter Ball. Fassungslos vor Freude umarmt er seine Eltern. Der Mutter kullert vor Rührung eine dicke Träne über die Wange. Es ist schon so lange her, seit sie den kleinen Tomi zum letzten Mal so glücklich gesehen haben. 
Ohne auf die Anweisungen der Grosseltern zu hören, nämlich die Hosen für den Garten anzuziehen und die Schuhe nicht zu beschmutzen, eilt er bereits zur Türe und in den Garten hinaus. 
Nachdem er schon eine Weile mit seinem Ball voller Freude am Spielen ist, rollt plötzlich ein anderer Ball auf ihn zu. Wie er sieht, ist es der Fussball der anderen Kinder. Schon stürzt die ganze Bande in den Garten um den Ball zu suchen. «Wow, ist der Ball toll!», ruft einer. «Mit so Einem möchte ich auch mal gerne spielen!», bemerkt ein Anderer. 
Tomi streckt ihnen den Ball hin und meint: «Wenn ihr wollt, könnt ihr ihn ja mal ausleihen für ein Spiel.»
 «Oh, ja, super!» Tomi will schon wieder zurück ins Haus gehen, da rufen die Anderen aus: «Was, du spielst nicht mit? Komm und spiel mit!» Diesen Geburtstag wird Tomi nie, nie vergessen.