Das kleine Lob 
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Es war einmal ein kleines Lob, das grösser werden wollte. Die Mutter strich ihm über den Kopf und meinte:

 „Ich fürchte, du bleibst ein kleines Lob. Vergiss nie: ein kleines Lob ist besser als der größte Befehl!"

Auf seiner Wanderung in die weite Welt kam es zu einem Mann, der gerade sein Auto wusch.

Das Lob fragte den Mann: „Kannst du mich nicht gebrauchen - zum Loben?"

Darauf sagte der Mann: „Wozu loben? Ich arbeite, damit ich Geld verdiene. 
Ich putze, damit mein Auto sauber wird. Alles, was ich tue, hat seinen Nutzen. Aber loben ist zu nichts nütze!"

Das kleine Lob schluckte und ging weiter. Kurze Zeit später ging es zu einem Schüler:

Das Lob sagte zu dem Schüler: „Ich fände es schön, wenn du mich gebrauchen könntest!"

Da meinte der Junge aufgebracht, wieso loben! Was denn? 
Etwa die Schulaufgaben, die ich jetzt machen muss? Dass mein Fahrrad einen Platten hat? 
Oder dass mein kleiner Bruder immer schreit?  Nein, alles ist eher zum Ärgern!"

Das kleine Lob schlich sich traurig davon. Will denn niemand mehr loben? 
Und das kleine Lob wandte sich an eine alte Frau.

Die Frau fragte unzufrieden: „Wen soll ich denn loben?"  „ Meine Kinder, die sich nicht um mich kümmern? 
Oder den Arzt, der schon zwei Jahre an mir herum doktert?"

Da sagte das kleine Lob vorsichtig: „Vielleicht könntest du ein kleines bisschen Gott loben".

"Ach du liebe Zeit". rief die alte Frau, „Heute ist doch nicht Sonntag?!"

Das kleine Lob blieb hartnäckig. Vielleicht dafür, dass du noch lebst, 
dass du immer zu essen hast, die Sonne und die Blumen sehen kannst ..."

Was ist das alles gegen mein Rheuma und mein Alleinsein?" fragte die Frau

Das Lob unterbrach die alte Frau und wanderte weiter. 

Es klagte: Alle fragen nur: Warum? Was bringt das? Ich habe es sehr schwer! 
Dabei gehöre ich doch zum Lebenswichtigsten überhaupt: 
Leben, Lieben und Loben - nur ein Buchstabe ist jeweils anders! 
Wenn das Leben lebenswert ist, dann ist es auch liebenswert und dann ist es auch lobenswert.

Und das kleine Lob kam zu dem Schluss:

„Wer sich Zeit nimmt, Atem zu holen, wer wieder richtig sehen lernt, wer die richtigen Masstäbe setzt,

der kann danken und findet zur Freude zurück. Ja, und der muss einfach loben!"